Pestizidfreie Kommune

Etliche Kommunen verzichten schon seit Jahren auf Pestizide und stärken so Artenvielfalt und Lebensmittel ohne Pestizidrückstände.

Insektensterben, Vogelsterben, Rückgang seltener Tier- und Pflanzenarten – die biologische Vielfalt auf dem Land, aber auch in unseren Städten und Gemeinden ist bedroht. Die Ursachen sind vielfältig, doch tragen Pestizide entscheidend zu dieser Entwicklung bei: Sie vernichten Wildpflanzen, zerstören Lebensräume von Tieren, schaden dem Boden und darin lebenden Organismen, verunreinigen unsere Gewässer, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch für die menschliche Gesundheit sind viele Pestizide mit Risiken behaftet.

Immer noch werden giftige Pestizide auch bei der Pflege öffentlicher Grünflächen eingesetzt. Doch gibt es zunehmend Kommunen, die ganz oder in weiten Teilen auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel verzichten und bei ihrer Grünflächenpflege auf mechanische Maßnahmen sowie auf ein Umdenken der Bevölkerung setzen: Müssen alle Flächen „ordentlich“ aussehen? Ist eine Stiefmütterchen-Rabatte schöner als Blühflächen mit Bienen und Schmetterlingen? Stört der Löwenzahn auf dem Fußweg?

Pestizidreduktion im Land:
Im März 2018 hat der NABU seinen ersten Pestizidbericht für Baden-Württemberg vorgelegt, konkrete Forderungen aufgestellt und Wege zur Pestizidreduktion im Land aufgezeigt. Auch Kommunen sind als wichtige Akteure ausgewiesen. Pestizidbericht des NABU

Weiterführende Links:

BUND-Broschüre  zu „Pestizidfreie Kommune“ mit Musterantrag auf Seite 20
Handreichung für Kommunen: „Merkblatt zur Kommunikation mit dem Bürger“
Besonders empfehlenswert ist die ausführliche Seite des BUND zur Pestizidfreie Kommune: hier

Es gibt bereits viele pestizidfreie Kommunen:

Städte wie Freiburg, Tübingen, Heidelberg, Singen, Konstanz, Kehl, Wiesloch, Münster, Saarbrücken oder auch die Stadt Luxemburg sind Beispiele mit Vorbildcharakter.
Hier eine Auswahl möglicher Maßnahmen die in ein Konzept zur Pestizidreduktion in Stadt oder Gemeinde einfließen könnten:

  • Verwendung bodenbedeckender Pflanzen oder Materialien (Holzhäcksel, Rindenmulch, Stroh)
  • Bienenfreundliche, standortangepasste mehrjährige Stauden mit ganzjährigem Blühangebot als Ersatz für exotische Wechselbepflanzung
  • Einsatz mechanischer Verfahren zur Wildkrautbekämpfung: Kehrmaschinen, Mähgeräte, Freischneider, Wildkrautbürsten, Fugenkratzer, Handjäten
  • Einsatz thermischer Verfahren u.a. auf Splitt-, Kies- und Pflasterflächen: Abflämmen, Infrarot-Geräte, heißer Dampf oder Schaum, heißes Wasser
  • Frühzeitige Pflege, wenn Wildkräuter noch jung sind und kehren der Flächen nach Wildkrautbehandlung, um ausgefallene Samen zu entfernen
  • Berücksichtigung des Pflegeaufwands bei Gestaltung und Materialauswahl von Grünflächen und Wegen
  • Enge Kooperation aller Beteiligten mit dem gemeinsamen Ziel, ohne Pestizide auszukommen: Freiraum-Planer*innen, für Pflanzenauswahl zuständige Personen/Firmen, für Grünflächenpflege verantwortliches Personal u.a.
  • Durchführung einer Informationskampagne für mehr Akzeptanz von ökologisch und naturnah gepflegten öffentlichen Grünflächen

Die Kommunikation mit der Bevölkerung ist für den Erfolg einer pestizidfreien Grünflächenpflege entscheidend. Bürger*innen müssen über Maßnahmen und Hintergründe informiert werden, damit sie die öffentlichen Grünflächen „mit anderen Augen sehen“ und den Gewinn für mehr Biologische Vielfalt in ihrer Gemeinde erkennen können.

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