Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

Damit Gemeinderat und Verwaltung die Interessen der Kinder und Jugendlichen angemessen berücksichtigen können, ist die Beteiligung an der politischen Willensbildung wichtig. Kinder und Jugendliche sollen in ihrer Gemeinde Gehör finden und so in die Demokratie vor Ort hineinwachsen.

Warum ist die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen wichtig?

Damit Gemeinderat und Verwaltung die Interessen der Kinder und Jugendlichen angemessen berücksichtigen können, ist die Beteiligung an der politischen Willensbildung wichtig. Kinder und Jugendliche sollen in ihrer Gemeinde Gehör finden und so in die Demokratie vor Ort hineinwachsen.

Wenn Jugendliche sich als wirkungsvoll erleben, wenn sie erfahren, dass sie in ihrer Gemeinde ernst genommen und beteiligt werden, identifizieren sie sich mit ihrem Wohnort und mit der Demokratie und ihren Regeln.

Rechtliche Grundlagen

In § 41a der Gemeindeordnung BW ist seit 2015 festgelegt, dass Jugendliche an den Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt werden müssen und dass Kinder beteiligt werden sollen. Außerdem sind ein Rederecht und Antragsrecht im Gemeinderat vorzusehen.

Die Einführung des §41a GemO hat zu einem starken Anstieg der Jugendbeteiligung geführt. Besonders ausgeweitet wurde die Beteiligung in projektbezogenen und offenen Formaten. Aber auch bei den Jugendgremien und -parlamenten ist ein Anstieg zu verzeichnen.[1]  

Weitere Gesetze, auf die ihr euch für eine starke Kinder- und Jugendbeteiligung beziehen könnt, sind:

Stand der Dinge

Die Umsetzung von §41a GemO läuft in den einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich, von gar nichts bis zu ausgearbeiteten Konzepten gibt es die ganze Bandbreite.

Die Beteiligung von Jugendlichen lag 2018 noch bei 53%, bis 2023 ist sie auf rund 68% angestiegen.[2] Besonders in Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohner:innen gibt es Jugendbeteiligungsangebote. Je kleiner die Orte, desto weniger Beteiligung von Jugendlichen findet statt.[3]

Die Kinderbeteiligung in Kommunen in Baden-Württemberg lag 2018 noch bei 23,1% und ist bis 2023 auf 55,6% angestiegen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, es bedeutet aber auch, dass in knapp der Hälfte der Kommunen keine Beteiligung von Kindern stattfindet.

Auf der Kreisebene gibt es bislang keine Verpflichtung für eine Jugendbeteiligung und auch noch wenig Erfahrungswerte. Das Land Baden-Württemberg fördert aktuell Modelllandkreise, die Jugendbeteiligung testen wollen. Das Projekt „Beteiligung, wo wir zu Hause sind“ wird vom Dachverband der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg e.V. noch bis März 2025 durchgeführt.

Ihr wollt (mehr) Kinder- und Jugendbeteiligung in eure Kommune bringen, wisst aber nicht so richtig, wie? Die Landeszentrale für politische Bildung BW bietet konkrete Beratungen an für (Ober-) Bürgermeister:innen, Gemeinderät:innen, Verwaltung und andere kommunale Akteur:innen. Alle Infos findet ihr hier.

Welche Formen der Kinder- und Jugendbeteiligung gibt es?

Es gibt parlamentarische, offene und projektbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung. Am bekanntesten ist wahrscheinlich die repräsentative und parlamentarische Beteiligung durch einen Jugendgemeinderat. Offene Formen sind zum Beispiel Jugendhearings, ein Kinderrathaus und Kinder- und Jugendsprechstunden. Projekt- oder anlassbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung kann beispielsweise durch die Mitgestaltung eines Stadtfestes oder die Planung eines Skaterparks stattfinden. Mehr Informationen zu den verschiedenen Formen bietet u.a. die Landeszentrale für politische Bildung BW.

Beispiele aus der Praxis

Informationen zur Jugendbeteiligung im Internet:

  • Die aktuelle Studie zur kommunalen Kinder- und Jugendbeteiligung in Baden-Württemberg (Studie 5/2024) zeigt auf, wie es in den einzelnen Kreisen und Kommunen um die Kinder- und Jugendbeteiligung steht. Es gibt viele relevante Statistiken rund um das Thema.
  • Eine wahre Fundgrube zur Jugendbeteiligung in Baden-Württemberg ist die Seite der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung in Baden-Württemberg.
  • Eine Datenbank mit 6300 Jugendbeteiligungsideen aus der Praxis findet sich auf der Plattform Kommuki. Hier gibt es auch ein KI-Tool, das eure konkreten Fragen zur Kinder- und Jugendbeteiligung beantwortet. Smart!
  • Mehrere Folgen des „Kommunen-Podcast“ setzen sich intensiv mit Kinder- und Jugendbeteiligung in Kommunen auseinander. Viele Profis kommen zu Wort und tauschen ihre Erfahrungen aus. Beleuchtet werden unter anderem die Unterschiede zwischen Stadt und ländlichem Raum sowie die Schwierigkeit, allen Jugendlichen Zugang zu ermöglichen.
  • Der Dachverband der Jugendgemeinderäte informiert im Internet über die Jugendgemeinderäte im Land.
  • Du möchtest wissen, wie Jugendliche heute ticken? Hier findest du die SINUS-Jugendstudie 2024, veröffentlicht von der Bundeszentrale für politische Bildung. Untersucht wurden die Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren in Deutschland.
  • Auf dieser Seite berichtet ein erfahrener Praktiker, der schon viele Beteiligungsprojekte in Kommunen in Baden-Württemberg begleitet hat: Udo Wenzl
  • Aus der Praxis für die Praxis: das Beteiligungs-Dings der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
  • Themenseite der Landeszentrale für politische Bildung BW zur kommunalen Kinder- und Jugendbeteiligung.
  • Modellprojekt für Jugendkreisräte des Dachverbands der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg e.V.
  • Einen guten Einstieg in das Thema Kinder- und Jugendbeteiligung bietet das Deutsche Kinderhilfswerk.

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Katharina Eckert

Referentin der Geschäftsführung

Quellen:

[1] LpB S. 11

[2] Studie Kommunale Kinder- und Jugendbeteiligung, S. 8

[3] LpB S. 9

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